Viele meckern, keiner hilft

Interview mit dem zweiten Vorsitzenden Andreas Farrenkopf sowie dem Trainer der ersten Mannschaft Enrique Cazorla

vt_interview_130110Besonders Sportvereine sind häufig auf die Arbeit von ehrenamtlichen Mitarbeitern angewiesen. Doch offenbar sind immer weniger Menschen bereit, ihre Zeit zu opfern, um sich unentgeltlich zu engagieren. Auch bei der SG Viernheim klafft die Schere zwischen zu erledigenden Aufgaben und engagierten Personen immer weiter auseinander. Der zweite Vorsitzende Andreas Farrenkopf sowie der Trainer der ersten Mannschaft, Enrique Cazorla, sorgen sich um die Zukunft des Vereins.

VT: Herr Farrenkopf, seit der letzten Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr besitzt die SG Viernheim keinen ersten Vorsitzenden. Nach dem Rücktritt von Michael Mantei ist die Stelle unbesetzt. Sie führen den Posten des zweiten Vorsitzenden aus. Warum rücken Sie nicht eine Stufe auf?
Andreas Farrenkopf: Die Position ist nicht das Problem! Wir haben schlichtweg zu wenige Mitglieder, die sich aktiv in der Vorstandsarbeit und im Vereinswesen engagieren. Ich habe kein Problem damit, erster Vorsitzender des Vereins zu werden. Allerdings unter einer Voraussetzung.

VT: Welche?
Farrenkopf: Wir müssten ein Team haben, also auch die dann offene Stelle des zweiten Vorsitzenden neu besetzen. Zudem haben wir noch immer keinen Geschäftsführer gefunden. Auch der Posten des Marketingleiters, der sich um die Pflege und Akquirierung von Sponsoren kümmert, ist bei uns vakant. Es gibt eine Menge Baustellen, doch leider zu wenig aktive Helfer.

VT: Die Sportgemeinschaft Viernheim zählt rund 260 Mitglieder. Eigentlich nicht vorstellbar, dass sich nicht genügend Helfer finden.
Farrenkopf: Das Problem betrifft ja nicht nur die SG Viernheim, sondern zahlreiche Vereine bundesweit. Was ich immer häufiger feststelle: Zahlreiche Eltern unserer Junioren geben ihre Kinder zum Training und Spielen ab und verschwinden dann. Traurig hat mich in diesem Zusammenhang unsere Weihnachtsfeier der Junioren gemacht. Das Vereinsheim war wunderschön hergerichtet und am Ende fanden sich so viele Eltern ein, dass diese an einen Tisch gepasst haben.

VT: Herr Cazorla, im Umfeld der Sportgemeinschaft hapert es gewaltig, dafür stimmt die Leistung auf dem Rasen. Nach einer starken Vorsaison mit Platz sechs, befindet sich die SG Viernheim nach der Vorrunde der Kreisklasse B auf dem fünften Platz.
Enrique Cazorla: Wir haben in den vergangenen 18 Monaten eine Entwicklung genommen, für die ich eigentlich drei Jahren vorgesehen habe. Aber man darf eines nicht vergessen: Es ist ein kleines Pflänzchen, nicht mehr. Wir müssen täglich mit unserer Arbeit dafür sorgen, dass dieses Pflänzchen weiter wächst.

Farrenkopf: Ich bin sehr erfreut, welche Entwicklung die Mannschaft und damit auch der Verein unter unserem Trainer Enrique Cazorla genommen hat. Wir sind dabei, unser Image abzulegen.

VT: Welches Image meinen Sie?
Farrenkopf: Als wir vor zwei Jahren abgestiegen sind, hatten wir einen Namen weg: Saufgemeinschaft. Deshalb: Wie wir uns in den letzten 18 Monaten entwickelt haben ist fantastisch. Wir waren in der vergangenen Spielzeit die fairste Mannschaft im Kreis Mannheim. Auch so etwas macht mich stolz.

Cazorla: Dieses Jahr haben wir nur eine gelb-rote Karte kassiert, sonst stünden wir erneut ganz oben in der Fairnesstabelle.

VT: Im Umfeld träumten zu Saisonbeginn einige bereits vom Aufstieg in die Kreisklasse A…
Cazorla: Zu Saisonbeginn geben traditionell 50 Prozent der Mannschaften den Aufstieg als Saisonziel aus. Unser Ziel war und ist das Erreichen der Top fünf. Dass wir vor der Saison von den Gegnern in die Rolle des Favoriten gedrängt wurden, dafür können wir nichts dafür. Wir sind nun einmal nicht der FC Bayern München der Kreisklasse B (lacht).

VT: Wo sehen Sie denn in fünf Jahren sportlich die SG Viernheim, Herr Farrenkopf?
Farrenkopf: Unsere Zielsetzung ist schon, in den kommenden Jahren wieder in die Kreisklasse A aufzusteigen. Wenn wir alle Potentiale abrufen und ausschöpfen, ist vielleicht auch die Kreisliga ein Thema.

Cazorla: Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir uns noch besser aufstellen. Ich kenne es noch aus meiner jahrelangen Arbeit beim SV Laudenbach, wie kräfteraubend der Abstiegskampf in der Kreisklasse A sein kann.

VT: Von Vorteil wäre es doch sicher, wenn die SG Viernheim über eine breit aufgestellte Jugendabteilung verfügen würde. Warum geht es in dieser Angelegenheit so langsam voran?
Farrenkopf: Wir befinden uns auf dem richtigen Weg. Unser Ziel ist es, dass wir für die kommende Saison eine C-Juniorenmannschaft melden können. Langfristig soll es bei uns auch ein A-und B-Jugend-Team geben. Neben den Spielern benötigen wir aber auch Trainer. Hier ist ebenfalls eine Baustelle vorhanden.

VT: Macht Ihnen in dieser Frage der Stadtnachbar TSV Amicitia zu schaffen?
Farrenkopf: Mittlerweile wird beim TSV Amicitia frühzeitig versucht, Juniorenspieler für sich zu gewinnen. Allerdings sind so viele junge Fußballer vorhanden, dass ich mich wundere, warum diese, wenn sie beim TSV Amicitia aufhören, nicht zu uns kommen, sondern eher einen anderen Verein wählen.

Cazorla: Der Konkurrenzkampf unter den Vereinen ist auch enorm hoch. Wenn sich heute jemand die Fußballschuhe ordentlich binden kann, stehen sofort mehrere Vereine parat. Im Seniorenbereich haben wir es geschafft, zahlreiche Viernheimer Spieler wieder für uns zu gewinnen. Das ist der richtige Weg.

VT: Seit Sommer 2011 ist die SG Viernheim im Besitz eines wunderschönen Rasenplatzes. Damals haben mehrere Personen an einem Strang gezogen. Wo ist dieser Teamgedanke hin?
Farrenkopf: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir wenn die betreffenden Personen wie Günter und dessen Bruder Klaus-Dieter Grünwald wegen eines neuem Projektes anfragen würden, stünden sie sofort mit ihrem Fachwissen parat. Ihre Leistung in dieser Sache ist nicht hoch genug zu würdigen. Ein mögliches Projekt wäre die Umwandlung des Hartplatzes in einen Rasenplatz. Mich stört in diesem Zusammenhang eine ganz andere Sache.

VT: Welche?
Farrenkopf: Viele Leute meckern, aber keiner davon hilft.

Cazorla: Das ist mir auch schon aufgefallen. Besonders schlimm  finde ich es, dass wenn sich jemand bereit erklärt zu helfen, es immer Menschen gibt, die dann sagen, dass dieser bloß nicht die Aufgabe übernehmen soll. Selbst helfen wollen die Leute aber dann auch nicht.

VT: Herr Cazorla, Ihr Vertrag endet am Saisonende. Bleiben Sie den „Orangenen“ erhalten?
Cazorla: Die Gespräche werden in den nächsten Wochen stattfinden. Ich fühle mich bei der SG sehr wohl, der Verein und meine Heimatstadt Viernheim liegen mir sehr am Herzen. Wichtig ist für mich, welche Ziele der Verein anstrebt und wie sich das Umfeld aufstellt.

Farrenkopf: Wir werden in den nächsten Wochen das Thema in aller Ruhe miteinander besprechen. Wir sind jedenfalls sehr glücklich, dass Enrique Cazorla unser Trainer ist.

Text & Bild: VT

Trackback von deiner Website.

Kommentieren

Kontakt

SG 1983 Viernheim e.V.
Familiensportpark West
Am Sandhöfer Weg
68519 Viernheim

Thorsten Grün
Fax: 06204-929977
E-Mail: [email protected]

 Zum Kontaktformular
Zum Anfahrtsplan
Der Vorstand