Klassenerhalt nur bei Kultur der Verlässlichkeit
A-Ligist SG Viernheim hadert mit dem unbegründeten Fernbleiben von Spielern
Hoffen auf die Winterpause und Spielertrainer Steven Schreck

Unter Interimstrainer Thorsten Grün zeigt die SG Viernheim Woche für Woche ansprechende Leistungen, belohnt sich aber nicht mit Punkten.
Bei der SG Viernheim gehen sportliche Entwicklungen und personelle Zerreißproben Hand in Hand; die jüngste Phase der Saison hat offengelegt, wie sehr unentschuldigtes Fehlen bei Training und Spiel die gesamte Struktur eines Amateurvereins unter Druck setzt und zugleich, wie viel konstruktives Potenzial in einer bewussten Aufarbeitung dieser Problemfelder liegt. Unter der sportlichen Leitung des Interimstrainers Thorsten Grün hat sich die Mannschaft defensiv stabilisiert und an Geschlossenheit gewonnen; dennoch bleibt die Situation prekär: Tabellenletzter, zwei Punkte bis zur Relegation, sieben Punkte bis zur rettenden Zone. In einer solchen Lage kann die Zuverlässigkeit einzelner Akteure den Unterschied zwischen Klassenerhalt und Abstieg bedeuten. Genau an diesem Nervpunkt fällt das wiederholte, unbegründete Fernbleiben von Spielern besonders schwer ins Gewicht.
Wenn an einem Spieltag statt der üblichen fünf Ersatzspieler nur zwei zur Verfügung stehen-wie jüngst geschehen-dann geht damit eine ganze Palette an Möglichkeiten verloren: frische Kräfte, die im Spielverlauf Entlastung bringen; ein spezifischer Wechsel, um ein defensives System zu stabilisieren; die Option, einen verletzten Akteur zu ersetzen, ohne die ganze Struktur umstellen zu müssen. Dass zuletzt auf der Ersatzbank kein Verteidiger saß, machte diese Beschränkung besonders deutlich: Eine Führung zu sichern oder ein Remis über die Zeit zu retten wird enorm erschwert, wenn eine defensive Auswechslung nicht planbar ist. Solche Situationen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Ermüdungsfehlern und führen nicht selten zu zusätzlicher Frustration unter denen, die Woche für Woche pünktlich erscheinen und sich engagieren. Auf der menschlichen Ebene führt wiederholte Unzuverlässigkeit zu einem Vertrauensverlust, der schwer zu reparieren ist. Spieler, die regelmäßig trainieren und sich engagieren, erleben das Wegbleiben von Mitspielern als Bruch, als einen Mangel an Solidarität. Dieses Gefühl nagt an der Moral und schwächt das kollektive Verantwortungsgefühl. Für Trainer wie Thorsten Grün entsteht ein Dilemma: Werte einfordern, disziplinieren und sanktionieren-oder Verständnis zeigen, individuell ausgleichen und dabei die sportliche Substanz aufs Spiel setzen. Die Doppelrolle von Grün als Interimstrainer und zugleich als erster Vorsitzender verstärkt diese Komplexität; operative Maßnahmen zur Disziplinierung müssen bedacht sein, damit sie nicht die oftmals fragile Bindung der Spiele zum Verein weiter beschädigen.
Mindestens fünf Verstärkungen in der Winterpause geplant
Trotz dieser kritischen Analyse bleibt die Lage nicht ohne Hoffnung. Der anstehende Wechsel auf dem Trainerposten zu Spielertrainer Steven Schreck, der als Torjäger bekannt ist, eröffnet eine reale Chance zur Neuausrichtung. Die Winterpause kann dabei als Willkommenspause genutzt werden, um nicht nur sportlich neue Kräfte zu integrieren-vier bis fünf Neuzugänge sind avisiert-, sondern vor allem, um intern verbindliche Regeln und eine klare Kultur der Verlässlichkeit zu etablieren. Ein Trainerwechsel ist nicht allein eine sportliche Maßnahme; er bietet die Gelegenheit, Verhaltensnormen neu zu verhandeln, Kommunikationsprozesse zu professionalisieren und Verantwortlichkeiten zu schärfen.
Die SG Viernheim hat mit Thorsten Grün einen Interimstrainer, der defensiv Stabilität etablieren konnte; die Rückkehr von Steven Schreck als Spielertrainer und die avisierten Neuzugänge bieten realistisches Potenzial, sportlich aufzurüsten. Entscheidend ist jedoch, dass diese sportliche Verstärkung von einer Kultur der Verlässlichkeit begleitet wird. Wenn die Führung des Vereins die Winterpause nutzt, um klare Regeln, bessere Kommunikation und infrastrukturelle Verbesserungen zu implementieren, entstehen die Voraussetzungen für eine glaubhafte Aufholjagd in der Rückrunde. Diese Schritte erfordern Mut zur Konsequenz, aber auch die Bereitschaft zur Teamarbeit: Die Mannschaft kann nur dann als Einheit auftreten, wenn alle Mitglieder die gleichen Spielregeln akzeptieren und einhalten.
Strategiewechsel vonnöten
Die Herausforderung für die SG Viernheim besteht darin, aus der aktuellen Not eine nachhaltige Stärke zu schmieden: weniger kurzfristiges Flickwerk, dafür systematischere Bindungspolitik; weniger spontane Rekrutierungen, dafür eine verlässliche Basis; weniger Ungewissheit, dafür klare, faire und kommunizierte Erwartungen. Gelingt dieser Strategiewechsel-personell gestützt durch Steven Schreck und die angekündigten Verstärkungen-, dann hat die Sportgemeinschaft durchaus die Chance, die Rückrunde mutvoll anzugehen und die Tabelle schrittweise zu korrigieren.
Text & Bild: VT
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