„Die SG Viernheim ist eine Familie“
Interview mit Ex-SG Viernheim-Torhüter Sven Heuser
„Fünf wundervolle und zumeist auch erfolgreiche Jahre“
Seit 2012 war Sven Heuser als Torhüter bei der SG Viernheim aktiv. Nach „fünf wundervollen und zumeist auch erfolgreichen Jahren“ wechselte der Schlussmann im Sommer zum FC Frauenweiler. Wir sprachen mit Heuser über die Beweggründe für seinen Wechsel, seine Zeit in Viernheim und den Aufstieg 2016 in die A-Klasse.
VT: Herr Heuser, in der Sommerpause haben Sie die SG Viernheim Richtung FC Frauenweiler verlassen. Was sind Ihre Beweggründe für den Wechsel gewesen?
Sven Heuser: Ich habe Anfang April bei einer Familienfeier ein Gespräch mit dem Schwager meine Lebensgefährtin geführt.
Er selbst war lange Zeit aktiv Torwart beim FC Frauenweiler und ist in der neuen Saison dort Torwarttrainer. Er sagte mir, dass in Frauenweiler für die neue Saison ein Torwart gesucht wird. Ich habe mir daraufhin die aktuelle Situation durch den Kopf gehen lassen und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich noch einmal etwas Neues ausprobieren möchte. Ich habe insgesamt 24 Jahre im Fußballkreis Mannheim gegen den Ball getreten und versucht, so wenige Gegentore wie möglich zu kassieren. Den Fußballkreis Heidelberg kenne ich noch gar nicht.
VT: Gab es auch die Überlegung, die Karriere zu beenden?
Heuser: Ich habe auch mit dem Gedanken gespielt im Sommer meine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Im Frühjahr 2016 hat mich ein Bandscheibenvorfall aufgehalten. Diesen habe ich aber soweit im Griff, dass ich schmerzfrei Fußball spielen kann. Und genau das war der Grund dafür, dass ich nicht aufhöre sondern noch mindestens ein weiteres Jahr dran hänge. Während der letzten Saison ist so manches nicht so gelaufen, wie ich es bislang von der SG und meinen damaligen Mitspielern und Trainer kannte. Der Spaß am Fußball kam zu kurz und ohne Spaß ist Fußball nur halb so toll. Da überlegt man dann schon zweimal wie es weiter gehen soll. Ich habe mich mit einigen Mannschaftkollegen unterhalten und bei manch anderen stand auch ein Fragezeichen im Raum ob sie in der kommenden Saison noch für die erste Mannschaft der SG spielen werden und wollen. Ich entschloss mich dazu, mir die Sache in Frauenweiler einmal anzuschauen. Dort bin ich mit meinen 30 Jahren jetzt einer der älteren Spieler. Ich hoffe, dass ich dort meine Erfahrung gut einbringen kann und wir vielleicht sogar ganz oben mitspielen können. Schließlich wechsle ich in die B Klasse. Eine Liga tiefer als die SG spielt. Aber ich mag Herausforderungen und wer weiß, was mit der jungen Truppe in Frauenweiler möglich ist.
VT: Wenn Sie auf Ihre Zeit bei den „Orangenen“ zurückblicken: Wie fällt Ihr Fazit aus?
Heuser: Ich habe seit 2012 für die Orangenen gespielt. Ich habe fünf wundervolle und zumeist auch erfolgreiche Jahre im Familiensportpark verbracht. Und das Gelände trägt nicht umsonst den Namen Familiensportpark. Die SG Viernheim ist eine Familie und ich kann behaupten, dass ich mich dort sehr wohlgefühlt habe. Die ganzen Verantwortlichen um Thorsten Grün und unser Team im Vorstand waren immer für einander da und man hat geholfen wo man nur konnte. Man war immer füreinander da. Von Anfang an habe ich mich zu Hause gefühlt. Und wie sagt ein Sprichwort so schön: „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Vielleicht führt mein Weg ja eines Tages nochmals zurück zu den „Orangenen“. Ich hatte also eine wunderbare Zeit bei den „Orangenen“. Aller Voraussicht nach sehe ich meine ganzen Mannschaftskollegen am 6. August schon wieder, wenn bei uns in Frauenweiler ein Testspiel steigt.
VT: War der Höhepunkt in Ihrer Zeit in Viernheim der Aufstieg in die Kreisklasse A?
Heuser: Definitiv war der Aufstieg in die A-Klasse der Höhepunkt während meiner Zeit in Viernheim. Von Beginn meiner Zeit bei der SG haben wir immer im oberen Tabellendrittel mitgespielt und wir sind zwei Mal knapp am Aufstieg gescheitert. 2016 ist es und dann endgültig gelungen, die SG wieder in die A-Klasse zu bringen. Ein Highlight in meiner Karriere und sicherlich auch in der Vereinsgeschichte der „Orangenen“. Das war schon ein besonderer Moment, den wir da geschaffen haben. Ich habe fast die komplette Rückrunde wegen einer Verletzung nicht spielen und der Mannschaft nicht helfen können. Erst im letzten Spiel musste und konnte ich wieder eingreifen. Das ist dann ein ganz besonderer Augenblick, wenn man nach langer Zeit wieder auf dem Platz steht und dann auch noch im letzten Spiel mit der Mannschaft zusammen aktiv den Aufstieg klar machen kann.
VT: Was hat damals das Team so besonders gemacht?
Heuser: Der Zusammenhalt. Dank unserem Trainer Thomas Jöhl waren wir eine Einheit. Auf dem Platz aber auch neben dem Spielfeld haben wir als Mannschaft funktioniert. Das war eine geile Truppe, die da zusammengewachsen ist. Ein kleines Beispiel?
VT: Gern.
Heuser: Vor dem Spitzenspiel in Blumenau in der Rückrunde waren wir alle zusammen (egal ob verletze Spieler oder die Spieler die das Spiel bestreiten sollten) in Mannheim frühstücken, sind dann auf die SG gefahren, haben unsere Taschen gepackt, sind eine kleine Runde im Wald spazieren gegangen und dann geschlossen nach Blumenau gefahren. Und ich glaube, wir haben dort eines unserer stärksten Saisonspiele abgeliefert. Das hat unser Team so besonders gemacht. Es war Einer für den Anderen da und wir haben uns unterstützt.
VT: Was trauen Sie der SG in der kommenden Saison zu?
Heuser: Ich hoffe und ich glaube, dass die SG in der neuen Saison nicht wieder bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern muss. Noch so eine spannende Saison wie die vergangene wünsche ich der Mannschaft nicht. Das hat sie nicht verdient. Was ich weiß ist, dass die SG einige Neuzugänge zu verzeichnen hat, die den Kader verstärken werden. Auf der Torhüter-Position haben sie einen jungen Torhüter geholt, der zwar noch etwas an Spielpraxis braucht, aber mein Eindruck von ihm war sehr positiv. Ich durfte in den letzten Tagen noch ein bis zweimal mit ihm zusammen trainieren. Wenn die SG also als Mannschaft wieder geschlossener Auftritt als letztes Jahr, dann sollte der Klassenerhalt kein Problem sein.
VT: Sie waren Jugendleiter bei der SG Viernheim. Wie kam es dazu, schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass sich ein Spieler so intensiv im Verein engagiert.
Heuser: 2013 fragte mich Francesco Ferraraccio, ob ich mit ihm zusammen die E-Jugend trainieren möchte. Das war der Anfang meiner Jugendarbeit bei der SG. Ich erinnere mich an meine Zeit in der Jugend bei der TSG 1862 Weinheim zurück. Damals war es selbstverständlich, dass Menschen ihre Freizeit „opfern“, um den Nachwuchs zu fördern. Und es war auch selbstverständlich, dass die Jugendspieler sich sonntags die Spiele der ersten Mannschaft angeschaut haben. Heutzutage ist das keine Selbstverständlichkeit mehr. Immer mehr Jugendtrainer möchten Geld für ihr soziales Engagement haben, die Spieler kommen nicht mehr von alleine auf den Sportplatz. Das ist bei der SG und bei mir nicht der Fall. Ich selbst habe noch nie Fußball wegen dem Geld gespielt und so war es auch bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Ich habe es wegen dem Spaß am Fußball gemacht. Ich wollte von Anfang an den Kindern den Spaß am Fußball vermitteln. Und ich bin dankbar dafür, dass ich so eine tolle Mannschaft trainieren durfte. Ende 2013 gab es in der Führungsetage der SG Probleme im Bereich Jugendleitung. So beschlossen Francesco und ich zusammen, dass wir es versuchen werden, die Jugendarbeit wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Ich glaube, das ist uns auch gut gelungen. Wir haben ein Hallenturnier etabliert und wir haben mittlerweile von den Bambinis bis zur C-Jugend durchgängig eine Mannschaft gemeldet. Ziel ist es langfristig wieder Spieler aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft zu führen.
VT: 2018 will die SG wieder ein Jugendturnier durchführen. Sind Sie in den Planungen noch involviert und wenn ja, wie ist der aktuelle Stand?
Heuser: Ich habe Francesco versprochen, dass ich ihm bei der Planung und der Durchführung des Turniers helfen werde wo ich nur kann. Ich werde aller Voraussicht nach wieder die Turnierleitung übernehmen und den ganzen Papierkram erledigen. Francesco wird den Part der Sponsorengewinnung und Organisation der Helfer übernehmen. Wir haben uns in den Jahren immer perfekt ergänzt. Teilweise haben wir öfter miteinander telefoniert als mit unseren Frauen. Und genau so wird es auch für das Hallenturnier wieder laufen. Den Termin werden wir Anfang August mit der Stadt gemeinsam festlegen und dann werden spätestens Ende August die Einladungen an die Mannschaften rausgehen. Wenn alles glatt läuft, haben wir denke ich mal Anfang Mitte Dezember das Starterfeld komplett und können uns um das Ganze organisatorische wie Essen und Getränke kümmern. Also die Planungen laufen.
Text: VT
Bilder: Markus Mantei.
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